Selbstorganisation ist Chefsache Teil 6

2022 haben wir im Fachverband Organisationsberatung / Changemanagement des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) an einem Positionspapier zur Selbstorganisation und Agilität mitgearbeitet.


Unternehmer und verantwortliche Manager stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Die wesentlichen Spannungsfelder der Organisationsentwicklung haben wir in einer kleinen Serie zusammengefasst.

Experimentell vs. Fehlervermeidung

Häufig treffen wir in unseren Aufträgen immer noch auf eine Kultur der Fehlervermeidung. Selbst wenn aufgeklärte und moderne Führungskräfte versuchen, eine positive Fehlerkultur zu implementieren, gelingt dies nur mit hohem persönlichen und zeitlichen Einsatz.

Dies liegt an unserer Sozialisierung (hierauf werden wir in Teil 9 nochmals tiefer eingehen). Für viele Menschen sind das Ansprechen und Aufzeigen eines (eigenen) Fehlers mit Scham behaftet, selbst, wenn sie keine negativen Folgen haben.

Das Gegenteil ist eine experimentelle Ausrichtung. Hier wird bereits im Vorfeld einer Aktion ein mögliches Scheitern oder ein möglicher Rückschlag eingerechnet. Experimentelle Ausrichtungen kommen eher im Bereich der Forschung / Produktentwicklung („…schauen wir mal, wie das Produkt ankommt…“) oder im Marketing („…bin gespannt, wie die neue Kampagne einschlägt…“) zur Anwendung.

Im klassischen, erprobten Geschäftsleben ist eine experimentelle Ausrichtung eher unüblich. Hier weiß man in der Regel, was zu tun ist.

Durchbrechen kann man eine auf Fehlervermeidung ausgerichtete Kultur nur durch positive Erfahrungen im Umgang mit Fehlern. Wenn Fehler oder Rückschläge genutzt werden, um zu eruieren, wie Fehler zukünftig vermieden werden können, kann der Fehler in eine Chance verwandelt und positiv assoziiert werden. Wichtig hierbei ist es auf Schuldzuweisungen zu verzichten. Selbst wenn sich Fehler eindeutig einem Mitarbeitenden zuweisen lassen, ist es sinnvoll, eine oder zwei Ebenen tiefer zu gehen und herauszuarbeiten, warum der Fehler dem Mitarbeitenden unterlaufen ist. War es allgemeine Überlastung? Zeitlicher Druck? Fehlendes Wissen? Findet man hier den Grund, können Gegenmaßnahmen erarbeitet werden.

So werden Fehler zu Chancen für Entwicklung. Persönlich und für ein Unternehmen.

In diesem Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine Steuer- oder Rechtsberatung im Einzelfall dar. Bitte lasse die Sachverhalte im konkreten Einzelfall von einem Rechtsanwalt / Steuerberater klären.