Selbstorganisation ist Chefsache Teil 2

2022 haben wir im Fachverband Organisationsberatung / Changemanagement des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) an einem Positionspapier zur Selbstorganisation und Agilität mitgearbeitet.


Unternehmer und verantwortliche Manager stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Die wesentlichen Spannungsfelder der Organisationsentwicklung haben wir in einer kleinen Serie zusammengefasst

Transparenz vs. Vertraulichkeit

Selbstorganisation erfordert Transparenz. Wenn die relevanten Rahmendaten nicht bekannt sind, sind Teams nicht in der Lage Entscheidungen im Sinne „des Großen Ganzen“ zu treffen.

Auch der Zeitgeist spricht für ein höheres Maß an Transparenz. Insbesondere die neuen Generationen von Mitarbeitenden wollen auch den Sinn in ihrer Tätigkeit erkennen und möchten wissen, wofür ihr Arbeitgeber steht und in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln wird.

Auf der anderen Seite sind insbesondere Unternehmer nicht nur ihren Mitarbeitern verpflichtet. Berechtigterweise müssen sie sich Gedanken um persönliche Vermögens- und Wertsicherung sowie ihre Kapitalgeber machen.

Viele Unternehmer sind auch altersmäßig in einer Situation, in der sie sich Gedanken um den Exit machen. Des Weiteren gibt es in fast allen Branchen Konsolidierungsprozesse, die die Fragestellung aufwerfen, wie das Unternehmen nachhaltig zukunftssicher aufgestellt werden kann.

Wir haben mehrere Auftraggeber, die daran arbeiten ihr Unternehmen von sich unabhängig zu machen. Gleichzeitig fühlen sie sich den Mitarbeitenden verbunden und wollen, dass das Unternehmen fortbesteht und ihre Mitarbeitenden – mit denen sie teilweise schon seit Ewigkeiten zusammenarbeiten – weiterhin das gewohnte und sichere Arbeitsumfeld haben.

Teilen Unternehmer in dieser Situation zu früh ihre Gedankenwelt und Planspiele, verursachen sie Unsicherheiten und Ängste bei den Mitarbeitenden und verlieren vielleicht den einen oder anderen Leistungsträger. Unausgegorene Informationen befeuern die Gerüchteküche und sorgen für Diskussionen in der Kaffeeküche, die das Unternehmen stark belasten können.

Transparent informieren kann man eben nur, wenn es auch schon etwas Konkretes zu berichten gibt. Die beschriebene Situation ist nach unserer Erfahrung mit die schwierigste, in der ein Unternehmer stehen kann.

Transparenz vs. Vertraulichkeit ist definitiv ein Spannungsfeld im Changemanagement, dem man besondere Aufmerksamkeit widmen sollte.

In diesem Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine Steuer- oder Rechtsberatung im Einzelfall dar. Bitte lasse die Sachverhalte im konkreten Einzelfall von einem Rechtsanwalt / Steuerberater klären.