Das Kommunikationsquadrat (4-Ohren-Modell) nach Schulz von Thun

Ein Blick auf die Perspektiven des Senders und Empfängers

Kommunikation ist ein komplexer Prozess, der nicht nur aus dem gesprochenen Wort besteht, sondern auch aus der Art und Weise, wie wir Botschaften interpretieren und darauf reagieren. Das Kommunikationsquadrat, auch bekannt als 4-Ohren-Modell, wurde von Friedemann Schulz von Thun entwickelt und hilft, diese Komplexität zu verstehen. In diesem Blogbeitrag werden wir das Kommunikationsquadrat anhand eines konkreten Beispiels untersuchen und dabei sowohl die Sender- als auch die Empfängerperspektive berücksichtigen.

Die Situation:

Eine Führungskraft sagt zu einem Mitarbeiter: „Stärken stärken und Schwächen schwächen. Ich habe Sie zu einem Telefontraining vom 17. bis 19. April in Hamburg angemeldet.“ Die Reaktion des Mitarbeiters: „Na aber! Sie können doch nicht einfach über mich verfügen!“

Die vier Seiten des Kommunikationsquadrates:

Der Sachinhalt (Sachebene) – Sender:

Die Führungskraft möchte ihrem Mitarbeiter mitteilen, dass sie seine Stärken fördern und seine Schwächen verbessern möchte. Sie hat auch bereits eine konkrete Maßnahme ergriffen, indem sie den Mitarbeiter zu einem Telefontraining angemeldet hat. Für den Sender ist dies eine sachliche und klare Kommunikation über die berufliche Entwicklung des Mitarbeiters.

Der Appell (Appellebene) – Sender:

Auf der Appellseite drückt die Führungskraft ihren Wunsch oder ihre Erwartung aus, dass der Mitarbeiter am Telefontraining in Hamburg teilnimmt. Sie erwartet eine positive Reaktion oder Zustimmung des Mitarbeiters. Dieser Aspekt wird oft als „Was der Sender vom Empfänger will“ bezeichnet.

Die Beziehung (Beziehungsebene) – Empfänger:

Der Mitarbeiter interpretiert die Botschaft auf der Beziehungsebene. Seine Antwort „Aber! Sie können doch nicht einfach über mich verfügen!?“ zeigt, dass er sich in seiner persönlichen Autonomie oder in seiner Beziehung zur Führungskraft bedroht fühlt. Er könnte das Gefühl haben, dass die Entscheidung ohne seine Zustimmung getroffen wurde und ihm seine Selbstbestimmung genommen wird.

Die Selbstoffenbarung – Empfänger:

Auf der Ebene der Selbstoffenbarung gibt der Mitarbeiter Einblick in seine eigenen Gefühle und Gedanken. Möglicherweise fühlt er sich übergangen oder nicht ausreichend respektiert. Seine Antwort spiegelt seine Empörung oder Unzufriedenheit wider.

Die Bedeutung der Perspektiven:

Das Kommunikationsquadrat zeigt, wie Botschaften je nach Perspektive des Senders und des Empfängers unterschiedlich interpretiert werden können. In diesem Fall hat der Vorgesetzte die Botschaft mit betonter Sachlichkeit und einem klaren Appell gesendet, aber der Mitarbeiter hat sie auf der Beziehungsebene persönlich aufgefasst und auf der Selbstoffenbarungsebene seine eigenen Gefühle gezeigt.

Lösungsansätze:

Um Missverständnisse zu vermeiden und eine effektivere Kommunikation zu gewährleisten, sollten Sender und Empfänger bewusst auf alle vier Aspekte des Kommunikationsquadrats achten. In diesem Fall könnte die Führungskraft versuchen, die Entscheidung zu erklären und dem Mitarbeiter Raum für Fragen und Bedenken zu geben. Der Mitarbeiter wiederum könnte versuchen, seine Gefühle klarer zu kommunizieren, anstatt in Vorwürfen zu verharren.

Insgesamt zeigt dieses Beispiel, wie wichtig es ist, die verschiedenen Ebenen der Kommunikation zu berücksichtigen, um Missverständnisse zu vermeiden und eine produktive Interaktion zwischen Sender und Empfänger zu ermöglichen. Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun ist ein wertvolles Werkzeug, um diese Dynamik zu verstehen und die Kommunikation zu verbessern.

In diesem Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine Steuer- oder Rechtsberatung im Einzelfall dar. Bitte lasse die Sachverhalte im konkreten Einzelfall von einem Rechtsanwalt / Steuerberater klären.