Das wichtigste Element beim Kauf bzw. Verkauf eines Unternehmens ist es, Herr über die Kommunikation zu bleiben. Bei 2 von 3 Unternehmensübergängen, die wir im ersten Quartal begleitet haben, wurden wir zu spät eingeschaltet. Leistungsträger – die als wesentliches Asset des Deals betrachtet wurden – haben zu früh erfahren, dass etwas im Busch ist und sind von Bord gegangen. Dies führte in beiden Fällen dazu, dass der vereinbarte Kaufpreis im Nachgang reduziert wurde.
Der Unternehmensübergang auf einen neuen Chef ist der drastischste Veränderungsprozess, den ein Unternehmen durchlaufen kann. Auch wenn man sich vornimmt, nichts zu ändern. Aus der Unternehmer-Sicht bleibt für die Mitarbeiter vielleicht alles gleich, aus Mitarbeiter-Sicht ändert sich alles. Die Kommunikations-Steuerung ist hierbei alles!
Hier unsere 5 Regeln zur Kommunikation beim Unternehmensverkauf / Unternehmenskauf.
SCHWEIGEN IST GOLD
Wenn bei einem Unternehmer die Entscheidung gefallen ist, das Unternehmen zu veräußern, sollte er dies auf keinen Fall andeuten oder kommunizieren. Die Phase der Nachfolger-Suche ist diskret anzugehen. Erste Gespräche und die Verhandlungen sind außerhalb des eigenen Betriebs zu führen. Notwendige Betriebsbesichtigungen können am Wochenende durchgeführt werden.
ZUKÜNFTIGE ROLLEN KLÄREN
Häufig bleiben Alt-Unternehmer noch eine Weile an Bord. Mit reduziertem Arbeitsvolumen, für eine Übergangsfrist oder – häufig in Familienunternehmen – längerfristig. Wesentlicher Punkt ist es, die Verantwortungsbereiche zu klären. Wer ist wofür zuständig und viel wichtiger: ansprechbar? Die Mitarbeiter des übernommenen Unternehmens werden immer dazu tendieren, ihren alten Chef anzusprechen. Die Unternehmensleitung muss hier klar vereinbaren, was der Alt-Unternehmer noch entscheiden darf und wofür er ansprechbar bleibt. Und zwar im Detail. Mit einem klaren, konsensualen Verständnis. Keine Kompromisse und Unsicherheiten. Die Rollen sind diszipliniert einzuhalten!
JETZT IST REDEN GOLD
Die Entscheidung ist gefallen? Ein Unternehmenskäufer steht parat? Jetzt schnell und gesteuert in die GEMEINSAME Kommunikation. Idealerweise wird die Entscheidung im Rahmen eines regelmäßigen Jour Fixes / Mitarbeitertreffens verkündet. Finden solche nicht statt, plant ein Team-Event. Wichtig ist, die Bombe darf erst platzen, wenn die Mitarbeiter NICHT die Gelegenheit haben, sich allein Gedanken zu machen.
Die Verkündung eines Unternehmensübergangs und des Wechsels an der Spitze führt immer zu Emotionen und Gedankenspielen bei den Mitarbeitern. Gerade in mittelständischen, unternehmergeführten Betrieben sind Mitarbeiter stark auf den Unternehmer fokussiert. Um dem nun startenden Kopfkino entgegenzuwirken, ist es wichtig die Mitarbeiter einzubinden und gemeinsam mit ihnen…
… PERSPEKTIVEN (ZU) ENTWICKELN
Wir empfehlen, die Veranstaltung, auf der der Unternehmensübergang verkündet und der neue Chef vorgestellt wird, in einen Workshop zur Unternehmenszukunft überzuführen. Fragestellungen wie „Was sollten wir verändern?“ „Was stört und behindert euch bei der Arbeit?“ „Was funktioniert richtig gut?“ stehen hierbei im Zentrum der gemeinsamen Arbeit. Handelt es sich um eine Fusion und zwei Mitarbeiter-Teams treffen aufeinander, sollten gemischte Arbeitsgruppen gebildet werden.
Gemeinsam die Zukunft des Unternehmens zu diskutieren, steuert die Emotionen und nimmt bei den Mitarbeitern erste mögliche Verunsicherungen. Wichtig ist auch, die ganze Veranstaltung in einen informellen Teil überzuleiten. Eine gemeinsame Abendveranstaltung gibt Raum, die Gedanken des Tages zu vertiefen, zu besprechen und sich kennen zu lernen.
MEHR ALS NUR 1 JAHRESGESPRÄCH
Für die Leistungsträger des fusionierten Unternehmens wurden bereits im Vorfeld persönliche Perspektiven entwickelt. Diese sollten von der neuen Unternehmensleitung so zeitnah wie möglich in bilateralen Gesprächen diskutiert werden.
Und dann? Dran bleiben an den Mitarbeitern. In der ersten 100 Tagen ist mehr als ein (Jahres)Gespräch nötig, um eine Beziehung zwischen Mitarbeitern und neuer Führung aufzubauen.